Die Situation

Seit mittlerweile fast 3 Jahren gibt es in Kamerun einen politischen Konflikt zwischen der englischsprachigen Minderheit an der Grenze zu Nigeria und der französischsprachigen Regierung, bzw. der französischsprachigen Mehrheit, der zu immer gravierenderer Diskriminierung und Benachteiligung der englischsprachigen Bevölkerung führt. Insgesamt führte die unerträgliche Situation so schon zu mehr als 400.000 Flüchtlingen.

https://www.washingtonpost.com/graphics/2019/world/cameroon-anglophone-crisis/

Begonnen als Demonstration gegen die Benachteiligung der englischen Sprache, die eine offizielle Sprache Kameruns ist, spitzte sich der Konflikt zuletzt immer weiter zu.

So gab es einerseits Rufe nach Unabhängigkeit seitens der englischsprachigen Demonstranten, andererseits jedoch vor allem gravierende Blockaden, Abschottung und Diskriminierung dieser Regionen. Ein Beispiel für die extreme Diskriminierung der englischsprachigen Bevölkerung ist ein weit unterdurchschnittlicher Infrastrukturausbau in den jeweiligen Regionen. Außerdem werden an staatlichen Schulen selbst für den Englischunterricht Lehrer aus französischsprachigen Regionen eingesetzt, die die englische Sprache nicht als Muttersprachler beherrschen, obwohl es muttersprachliche Lehrer vor Ort gäbe.

The Washington Post

Charakteristisch ist mangelnde Kommunikationsbereitschaft auf beiden Seiten und die immer ernstere Gefahr eines Bürgerkrieges. Doch abseits der politischen Aktivisten bzw. der Regierung leiden die Menschen in den betreffenden Regionen und insbesondere in der Region Nkambé, für die wir uns einsetzen, gravierend. Seit Wochen haben sie weder Zugang zum Internet, noch zur Stromversorgung; beides stellte die Regierung aus Angst vor weiteren Abspaltungsforderungen und Demonstrationen ab und demonstriert so abermals ihre Macht und mangelnde Bereitschaft zur Kompromissfindung.

Des Weiteren sind diese Regionen komplett von der Außenwelt abgeschottet und kaum Straßen sind für Güter und Handel passierbar, was sowohl zu Engpässen bei Medikamenten, als auch bei jedweden anderen Gütern führt. Außerdem herrscht eine gewaltsam durchgesetzte Ausgangssperre.

Die am wenigsten Betuchten, meist die ländliche landwirtschaftliche Bevölkerung der Region, leiden am stärksten unter der Situation. Als großes Kaffeeanbaugebiet führt die Blockade in der Region insbesondere für die Kaffeebauern, die vollkommen abhängig vom Handel mit ihrem Rohkaffee sind, zu Existenzangst und großer Not. Weder sind sie aus vergangen Jahren in der Lage gewesen größere Rücklagen zu bilden, noch sehen sie in diesem Jahr einem Einkommen entgegen. Dies führt schon jetzt zu einer extrem angespannten Situation an deren Ende sogar Hunger und Verzweiflung stehen könnten.